Um 06:00 Uhr war der offizielle Start. Einige der Teilnehmer waren bereits 1 – 2 Stunden früher auf der 600 km Brevetstrecke.
Ein Viertel der Starter hatte vor durchzufahren, der Rest buchte Tage zuvor, nach mehr als der Streckenhälfte, ein Zimmer in Böheimkirchen oder in Kleinzell.
Ob es nun all jene, deren Plan es war, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen auch wirklich umsetzen konnten wird sich ja am Sonntag Morgen oder im Laufe des Vormittags herausstellen. Es war am Tag des Startes sehr windig. Sehr zum Leidwesen kam er aus der falschen Richtung und ist auf einer solchen langen Distanz sehr Kräfte raubend.
Gegenüber dem 400er Brevet finden so manche Teilnehmer den 600er leichter, da es zeitlich möglich ist, die Nacht unter einer Tuchent, in einem warmen Zimmer, zu verbringen. Dies gilt aber ohnehin nur für die langsameren Radler, die nach Mitternacht den 400er finishen. Die Schnellen haben meist bereits ihr Siegesbier getrunken und Spaghetti gegessen, bevor der Tag gute Nacht sagt und die schwarze Luft ins Land zieht. Also für jene, die mit den zeitlichen Brevetlimits nicht vertraut sind, sei mitgeteilt, dass Mann oder Frau für den 400er 27 Stunden und für den 600er 40 Stunden benötigen darf.
Es gibt da ohnehin bei uns so Spezialisten, die zu den “Langsameren” zählen, was ja völlig legitim ist. Es kommt ja nicht jeder als Radlfahrgenie auf die Welt. Allerdings, wenn man den falschen Track runterladet, dadurch mehr Kilometer macht, dann trotz zweimaliger Erinnerung über die Lage der Kontrollstelle, die falsche aufsucht, weil man die richtige nicht findet, der hat ohnehin immer wieder ein zeitliches Problem. So, aber nun genug geschwätzt. Zum Wesentlichen.
Bereits am Freitag, zwischen 19:00 und 20:00 Uhr kamen einige Teilnehmer in die Tennishalle in Haid, um sich die Brevetkarte abzuholen.
Das Randonneursbanner wartete bereits auf die morgendlichen Starter.
Samstag, 20. Mai 2023, 06:00 Uhr vor der Musikschule in Haid
Der Start verlief problemlos. Allerdings schafften es wiederum 4 Teilnehmer nicht pünktlich da zu sein. Das Wetter hatte unglaubliche 12 Grad Plus um 6:oo Uhr zu bieten. 2 Tage zuvor hatten wir um die gleiche Zeit nur 6 Grad.
Über die Donau bei Abwinden
Auf geht`s im hügeligem Mühlviertel zwischen Reichenau und Schenkenfelden
Die flotte rot-weiß-rote Randonneurs Armada
Die “Wiener Gang” versandelte! Sorry, sie hatten eine geheime Labestelle bei einem Freund in Sandl!
Auf der Bundesstraße Richtung Gmünd
Auf der Bundesstraße Richtung Gmünd
Die Labestelle bei km 147 in Langegg
Es ist zwar organisatorisch aufwendig, eine Labestelle mit Spaghettiessen die eineinhalb Stunden vom Startort entfernt ist, zu organisieren. Für die Teilnehmer jedoch nach 147 km und 5 – 8 Stunden Fahrt ein enorm wichtiger Zeitpunkt den Speicher aufzufüllen. Außerdem hat es den Vorteil eines geringeren Zeitverlustes als Essen in einer Gaststätte zu ordern. Danke Silvia und Edith für die Zubereitung und Bewirtung.
Beim Spaghettiessen
Nach der Labestelle
Während der “Eine” ruht, hält sich der Andere mit Turnübungen fit.
In die Kalte Kuchl kommen die meisten Radlfahrer nach der Schlafpause am zweiten Tag.
5. Kontrollstelle in Mariazell, Hotel Himmelreich – km 421
Wie bereits angeführt nächtigten 3/4 der Teilnehmer und der Rest kam während der Nacht bei km 421, der 5. Kontrollstelle in Mariazell, Hotel Himmelreich an.
Ja, alle die diesen schönen Mariazeller 600er bereits fuhren, wissen, dass sich ab der Kontrollstelle 4 in Tulln, km 302, bis zum Ziel in Haid, aus Infrastrukturiellen Gründen, Fuchs und Henne gute Nacht sagen!
Daher ist es wichtig, Kontrollpunktpartner zu haben, die auch für jene, die durchfahren, den Stempel für die Brevetkarte, aber auch etwas zum Essen, Getränke und Wasser für die Trinkflaschen, vorbereiten bzw. deponieren.
Besser wäre es, sich ein Nachtlager zu organisieren und den Rest der Strecke am frühen Morgen fort zu setzen.
Auch der neue Pächter war sehr bemüht. Auf Vorbestellung wurden für die jeweiligen Teilnehmer Wurst- bzw. Käsesemmerl und auch Getränke im Innenhof vorbereitet. Ab 07:30 Uhr morgens war wieder Gastbetrieb und all jene, die im Bereich Böheimkirchen nächtigten kamen ohnehin erst um frühen Vormittag hier an, um die Brevetkarte abzustempeln und um sich für die Weiterfahrt zu stärken.
Sogar ein Sofa wurde im Innenhof bereitgestellt.
Nach der Kontrollstelle in Mariazell ging die Fahrt über Gußwerk rechts weg in das Salzatal, welches mit zahlreichen Tunneln auf dem Weg nach Wildalpen bespickt war. Die weiteren Bilder bezeugen, dass die Gruppe brav die Tunnels umfahren haben. Der Salzafluss ist ein sehr beliebtes Paddelrevier.
weitere Fotos von der Strecke (Danila Kulakov):
Die Finisher:
Erwartungsgemäß kamen um 08:15 Uhr Patrick Thurner, Ronald Kahr und David Samhaber als erste im Ziel an. Der starke Gegenwind war auf weiter Strecke Hauptdarsteller auf der Route.
Auch Markus Friedrich erlebte die Finsternis der Nacht live.
Ebenso war Mario Dastl die ganze Nacht unterwegs. Er orderte im Hotel Himmelreich 6 Käse- bzw. Wurstsemmerl, um gestärkt durch die Wildalpen zu kommen .
Daniel Ehrl, der die Wiener Truppe bis Böheimkirchen anführte, fuhr nun den Brevet alleine weiter.
Manfred Spitzwieser genoss auch eine kurze Rast auf der Sofa in Mariazell.
Helmut Gfrerer und Emanuel Matti
Helmut war der erste Ankömmling, der in Böheimkirchen eine Unterkunft für die Nacht buchte. Er fuhr allerdings, wie üblich, sehr früh morgens los. Denn wie heißt es so schön -“Der frühe Vogel fängt den Wurm“. Emanuel schlief ca . 4 Stunden auf einer Sofa in Mariazell. Dies war Dank des neuen Pächters des Hotels Himmelreich möglich.
Josef Starlinger und Reinhard Kumpfhuber nächtigten im Pachlerhof in Kleinzell. Mit einer Brutto Gesamtzeit von 34 Stunden und 2 Minuten kamen sie um 16:02 Uhr ins Ziel. Sie haben somit die Sollzeit für einen 400 km Brevet von 40 Stunden locker geschafft und mindestens 5 Stunden geschlafen. So ferne sie keine bösen Träume hatten . Es beweist, dass man sich nicht unbedingt die Nacht um die Ohren schlagen muss und es möglich ist einen 600 km Brevet nur bei Tageslicht zu absolvieren.
Roland Wagner und Markus Hammer, die beiden Klosterbrüder, sorry Tippfehler, Klosterneuburger, kämpften ebenfalls am ersten Tag bravourös gegen den Wind. Ihr Ziel Paris-Brest-Paris rückt immer näher. Die Qualifikation dafür haben sie somit geschafft.
Erik Steinberg mit seinem tollen Bambus Eigenbau Radl, dass fast mehr Gewicht hat, wie er selber.
Andreas Stifter aus Wr. Neustadt
11 Mann hoch, war die Wiener Gruppe, mit zwei Oberösterreichern, die in Böheimkirchen am Abend ein Quartier hatten. Am nächsten Tag trafen sie auch auf den sympathischen Tschechen, Danilo.
Rudolf Peyreder, der Speichenbruchkönig, aus Ansfelden. Er gehörte zur obigen Truppe. Aber, wie immer unkoordiniert, hatte er wieder etwas vergessen oder zu erledigen und kam zu spät zum Finisher Foto.
Einige der Brevetfahrer haben nun alle 4 Distanzen (200-300-400-600 km Brevet) erfolgreich beendet und somit auch die Qualifikation für Paris-Brest-Paris in der Tasche. Am 3. Juni 2023 gilt es für alle Nichtfranzosen die Vorregistrierung in eine Registrierung umzuwandeln. Dem Start in Rambouillet am 20. bzw 21. August, steht somit nichts mehr im Wege.
Josef Buresch und Gerhard Zwanzinger, haben sich ebenfalls für PBP 2023 qualifiziert.
Gleichfalls Mathias Behmann und Alexander Vonbank, haben sich fit für PBP gefahren. Mit am Bild, im weißen Trikot, der Englandösterreicher, Simon Randall, dem der 400er noch fehlt, mit dem langen deutschen Andreas Schade, dem ich nachfolgend noch eine Geschichte widme.
Leider nicht als Finisher bildlich protokolliert sind der Kroate, Babic Sinisa, der es eilig nach seiner Zielankunft hatte seine Partnerin von Wildalpen mit dem Auto abzuholen. Sie musste leider wegen einem technischen Defekt aufgeben. Ebenfalls wurde vergessen Stefan Requat und Johannes Mikocki zu verewigen.
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Die Ausgabe der 600er Medaille für 2023 -zum letzten Mal. Nach PBP wird im darauffolgendem Jahr eine neue Medaillenserie aufgelegt. Diese wird dann für die nächsten 4 Jahre zu erwerben sein. Es ist sehr individuell. Manche wollen für jeden Brevet eine Medaille- andere jeweils eine Serie für die 200/300/400/600 km und einige wollen überhaupt keine. Ich bin jetzt schon neugierig, wie die neue Medaillenserie gestaltet sein wird. Mit Sicherheit hat es im nächsten Jahr wieder einen Jubiläumsbrevet. Denn der 600er ist damit noch ausständig. Da gibt es sicher wieder eine Sondermedaille.
Abschließende ein längere Geschichte über die Erlebnisse eines deutschen Randonneurs
Nun die Geschichte eines aus dem deutschen Nachbarland teilnehmenden Randonneurs. Er meldete sich zur gesamten Brevetserie in Österreich an, um sich für PBP zu qualifizieren. Nein, er fällt nicht nur wegen seiner sagenhaften 2 Meter und 8 Zentimeter langen Körpergröße auf, sondern andere Besonderheiten machten ihn auffällig. Bereits morgens vor dem Start des 300er Brevet in St.Georgen i.A., erzählte er mir, dass er die Nacht im Freien am Bahnhof Kogl geschlafen habe, da es mit seinen Zügen zum Startort zeitlich nicht geklappt habe. Doch es wäre jetzt müßig über die Eigenheiten der deutschen Bahn zu referieren. Da ich Andreas Schade vorher nicht kannte, fragte ich ihn, ob er eh mit der Strecke vertraut sei und den richtigen Track geladen habe. Nein, war seine Antwort, er habe kein Navi. Meine Antwort war: ” Da wirst halt ein Problem haben, die Strecke zu finden!” Ich nehme es vorweg, er hat sie gefunden, mit seinem Handy, dass er immer wieder aufladen musste.
Navi + Telefon bei einem Brevet nicht weg zu denken
Mittelalterliches Gedankengut haben so manche Brevetteilnehmer im Kopf. Einer war dabei, der sich sogar weigerte ein Telefon mitzuführen. Für die Organisation sehr schlecht, wenn man diesen Teilnehmer nicht erreichen kann, weil er vielleicht verschollen ist. Außer dem Organisator ist es wurscht, wo so mancher Starter verbleibt. Mir ist das jedenfalls nicht egal.
Da gibt es dennoch einen Strecken Spezialisten unter uns. Ich möchte seinen Namen geheim halten, aber ein kleiner Tipp. Angeblich hat er den großen Möbel LUTZ Sessel erfunden (vielleicht für den langen deutschen Andreas Schade). Egal, bei welchen Brevet auch immer, trotz eines neuen Garmin Modells, schafft er es meist, einen anderen der Strecke abweichenden Weg zu finden, oder sich gar den falschen Track, wie beim 400er Brevet aufzuladen.
Es war jetzt leider etwas abschweifend, denn ich wollte euch die Geschichte von Andreas Schade, dem Kreuzotter Dompteur nacherzählen.
Nach der letzten Kontrollstelle beim Wirtshaus zur Gerti, in Dürnbach, kommt ein steilerer Anstieg zum Höllriegl Wirt hinauf. Andreas war zu diesem Zeitpunkt nach mehr als 560 km leicht angeschlagen und zog es vor, sein Rennrad hinauf zu schieben, was ja bekanntlich mitunter oft schwerer ist als zu fahren. Denn das Schieben geht ja gehörig in die Wadeln.
Jedenfalls bemerkte er bergauf, auf der Straße, am warmen Asphalt, eine Kreuzotter liegen. In seinem deutschen Dialekt, den natürlich eine in Österreich lebende Schlange nicht versteht, wollte er ihr verständlich machen, dass sie sich in Lebensgefahr befände, da ständig Autos den Hügel rauf und runter fuhren. Die giftige Kreuzotter negierte Andreas, vermutlich aufgrund der Sprachunkenntnis und blieb trotz gutem Zureden, die Straße den Autofahrern zu überlassen, faul liegen.
Dem Andreas der Tierliebhaber und Dompteuramateur, tat die Schlange leid und wollte Verhindern, dass die Schlange überfahren wird. Er hob sein schweres Rennrad vorne auf und wollte die Schlange mit dem Vorderrad von der Straße ins seitliche Gebüsch verscheuchen. Da wurde die Kreuzotter plötzlich zornig und biss in das Vorderrad rein. Beide der Geschichte namentlich angeführten Teilnehmer, flüchtenden folglich aus Angst voreinander. Die eine ins Gebüsch und Andreas bergauf. Ich denke so schnell ist dort noch keiner mit seinem Rad bergauf gelaufen.
Glücklicherweise hatte das Andreas Vorderrad keinen Defekt im Reifen und er konnte Angstbefreit wieder weiterfahren.
Bemerkenswert ist auch am Sonntag Abend seine Schlafstelle vor der Tennishalle. Er fuhr dann am Sonntag um 04:15 Uhr zum Zug. Ich traf ihn noch als ich um diese Zeit das Banner am Startplatz entfernte. Danach fuhr ich ja den 400er Brevet.
Das Ziel PBP 2023 rückt immer näher. Viele von den Qualifikanten haben die erste Hürde, nämlich sich dafür zu qualifizieren bereits geschafft. Ab 2. Juni besteht für Nicht Franzosen die Möglichkeit die Voranmeldung in eine Registrierung umzuwandeln. Dazu sind 3 bereits homologisierte Brevets erforderlich. Wer bis 10. Juni keine Registrierung durchführt, verliert seinen Startplatz. Bis zum 2. Juli muss der noch ev. fehlende vierte Brevet nachgereicht werden.
Jetzt steht noch der 400er Jubiläumsbrevet am 2. Juni am Programm, sowie an den darauffolgenden Wochenende der 600er Rando 10000 und der Kärntner 600er.
Herzliche Gratulation allen Finisher/innen.
Ferdinand
Lieber Ferdinand.
Danke für deinen unermüdlichen Einsatz für deine Teilnehmer.
Ich hab schon viel erlebt aber keine „one man show“ wie du sie hier führst.
Ganz große Klasse !!!!!!
Liebe Grüße, Andi Pitsch